Warum es einen Unterschied macht, was du während der Schwangerschaft isst

Warum es einen Unterschied macht, was du während der Schwangerschaft isst

Von Deborah Rittwagen, Heilpraktikerin und Physiotherapeutin

Deine Gesundheit als Mama, hat großen Einfluss auf die Gesundheit deines ungeborenen Babies, beeinflusst aber auch das spätere Leben deines Kindes. Aber was hält uns gesund? Und was ist wichtig für ein gutes Immunsystem?

Oft werden Verdauungsbeschwerden und Darmprobleme während der Schwangerschaft als gegeben hingenommen, doch die Darmgesundheit der Mutter, ist die Darmgesundheit des Babies!

Ohne Darmgesundheit keine Immunabwehr! Der Darm ist der „Big Player“ für Gesundheit und Immunsystem. Grob hängt das vor allem mit der Darmbarriere, dem GALT – dem „gut associated lymphoid tissue“, also dem darmassoziierten Immunsystem und den im Darm lebenden Bakterien – dem Mikrobiom, zusammen.

Kurz erklärt:
Unsere Darmbarriere sorgt, so wie auch andere Barrieren (z.B. Haut und Schleimhäute), dafür, dass Erreger draußen bleiben und Nährstoffe aufgenommen werden. Wenn diese Barriere-Funktion gestört ist, reden wir häufig von einem „leaky gut“ oder einer geschädigten Darmbarriere – die Folge ist eine Aktivierung unseres Immunsystems und eine Aktivierung des Immunsystems nennt man im Grund auch Entzündung.

Das GALT beherbergt ca. 70% aller Abwehrzellen, es sorgt für die Bekämpfung von Erregern und reguliert Immun-assoziierte Überreaktionen.

Besonders spannend für die Entwicklung deines Babys ist das Darmmikrobiom! Die Entwicklung des individuellen Mikrobioms deines Babys beginnt bereits im Mutterleib. Inzwischen ist bekannt, dass unser Darmmikrobiom auch Kontakt zu anderen Körpersystemen wie beispielsweise dem Gehirn, der Lunge, oder den Bandscheiben hat – das nennt sich dann Darm-Hirn-Achse, Darm-Lungen-Achse, Darm-Bandscheiben-Achse und so weiter.

Eine Störung des Darmmikrobioms, auch als Dysbiose bezeichnet, steht in Zusammenhang mit entzündlichen Prozessen, Unverträglichkeiten, Allergien, Autoimmunerkrankungen, Infektionen und betrifft unseren gesamten Körper – also auch ein Baby das darin wachsen soll.

Du siehst also, diese komplexen Systeme funktionieren zusammen, beeinflussen sich gegenseitig und auch alle weiteren Organe deines Körpers. Über den Darm, das Mikrobiom und das Immunsystem wird also nicht nur die körpereigene Abwehr gesteuert, sondern auch die Krankheitsentstehung (oder Gesunderhaltung) reguliert.

Doch kurz zurück zu den Anfängen: Anatomisch beginnt die Entstehung des menschlichen Darmsystems ab dem 23. Tag der Embryonalentwicklung. In diesem Zeitraum entsteht das Darmrohr, dieses ist unter anderem Grundlage für die Ausstülpung von Leber, Gallenblase, Bauchspeicheldrüse, dem Magen und der Speiseröhre, sowie der Lunge. Während einer Schwangerschaft wird das mütterliche Immunsystem über die Plazenta reguliert, um die erforderliche Toleranz zwischen Mutter und Kind zu schaffen. Diese Regulierung ist besonders wichtig, damit es nicht zu einer Abwehrreaktion des mütterlichen Immunsystems gegen das ungeborene Kind kommt – das ungeborene Kind ist im Mutterleib ja quasi ein „wachsender Fremdkörper“, etwas das unser Immunsystem eigentlich nicht toleriert!

Studien zeigen dass physiologische, metabolische und immunologische Änderungen des Fetus während der Schwangerschaft, parallel zu Veränderungen des mütterlichen Mikrobioms verlaufen.

Die Gesundheit bzw. die Bakterienlage des kindlichen Mikrobioms ist stark vom mütterlichen Mikrobiom abhängig. Übergewicht vor – aber auch strake Gewichtszunahme während – einer Schwangerschaft, sowie verschiedene Krankheiten wie Schwangerschaftsdiabetes und Allergien, Ernährungsgewohnheiten, Giftstoffe und besonders Schmerzmittel (NSAR, Cortison) und Antibiotika, können die Mikrobiom-Zusammensetzung der Mutter, und damit auch die des Kindes, beeinflussen. So geht man inzwischen davon aus, dass bereits der Fötus mit mütterlichen Darmbakterien in Kontakt kommt. Diese These wird unterstützt durch Untersuchungen, in welchen die DNA von Laktobazillen, sowie Bifidobakterien in der Mütterlichen Plazenta nachgewiesen wurde[1]. Verschiedene Bakterien, wurden inzwischen im Nabelschnurblut, Fruchtwasser, Mekonium sowie auf der Haut von Föten gefunden[2]. Je nachdem wie es also um deine Darmgesundheit als Mutter bestellt ist, wird auch der gesamte Körper, die Organentwicklung und das Immunsystem deines Baby beeinflusst – im positiven, sowie im negativen. Die Mikrobiomzusammensetzung ändert sich quasi laufend, je nachdem in welcher Umgebung wir uns aufhalten, wie wir uns ernähren, welche Medikamente wir zuführen, ob wir uns wohl fühlen und glücklich sind, oder nicht und ob wir Stoffe wie Nikotin, Alkohol, Medikamente oder Koffein konsumieren.

Bestandsaufnahme gefällig? Oftmals wissen wir gar nicht, wie es unserem Darm geht, eventuell haben wir uns schon an einen bestimmten Zustand gewöhnt, der morgendliche Kaffee sorgt dafür dass wir auf Toilette „können“ und ein bisschen Blähungen sind wohl nicht ungewöhnlich. Eine zielgerichtete Anamnese und Stuhlproben, sowie Blutparameter, können uns Hinweise darauf geben, wie es in deinem Darm aussieht. Wenn du schon länger Unregelmäßigkeiten oder eine veränderte Verdauung beobachtest – oder du unter einer der oben genannten Darm-assoziierte-Krankheit leidest – macht es durchaus Sinn genauer nachzuschauen und gegebenenfalls, deinem Baby zu Liebe, zu regulieren.

Die zusammengefasste Kurzfassung bedeutet also: Die Gesundheit deines Kindes wird zu großen Teilen über deine eigene (Darm)Gesundheit reguliert. Aber das ist nicht alles!

Während des natürlichen Geburtsvorgangs „infizierst“ du dein Kind ein weiteres Mal mit deiner Darm- und Vaginalflora. Und bei einem Kaiserschnitt? Hier leider (!) nicht: Untersuchungen legen nahe, dass Kinder, die mit Kaiserschnitt zur Welt kommen häufiger unter Allergien [3], Übergewicht, Asthma und Typ 1 Diabetes leiden [4].

Apropos infizieren: Wenn beispielsweise Mama eine Allergie oder Nahrungsmittelunverträglichkeit hat oder eventuell sogar eine Autoimmunproblematik, dann wird das nicht immer nur „genetisch“ an unser Kind weitergegeben, sondern auch durch unser körpereigenes (verschobenes) Mikrobiom! Das Schöne hierbei ist – während wir unsere Gene schlecht ändern können – wir können unser Darm- aber auch Vaginal-Mikrobiom recht einfach verändern!

Wenn dich die Thematik interessiert und du gerne wissen möchtest was du tun kannst und wie die Geschichte endet? Dann freu dich schon auf Teil 2 der Artikelreihe!

Mehr findest du auf meiner Webseite: www.deborah-rittwagen.de, auf Instagram: deborah_rittwagen, oder schreib mir eine E-Mail unter: info@deborah-rittwagen.de

Quellen:

[1] Rautava, Samuli et al. “Probiotics modulate host-microbe interaction in the placenta and fetal gut: a randomized, double-blind, placebo-controlled trial.” Neonatology vol. 102,3 (2012): 178-84. doi:10.1159/000339182

[2] Thum, Caroline et al. “Can nutritional modulation of maternal intestinal microbiota influence the development of the infant gastrointestinal tract?.” The Journal of nutrition vol. 142,11 (2012): 1921-8. doi:10.3945/jn.112.166231

[3] Pistiner, Michael et al. “Birth by cesarean section, allergic rhinitis, and allergic sensitization among children with a parental history of atopy.” The Journal of allergy and clinical immunology vol. 122,2 (2008): 274-9. doi:10.1016/j.jaci.2008.05.007

[4] Blustein, Jan, and Jianmeng Liu. “Time to consider the risks of caesarean delivery for long term child health.” BMJ (Clinical research ed.) vol. 350 h2410. 10 Jun. 2015, doi:10.1136/bmj.h2410

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